Das neueste Apple iPhone, die kürzlich herausgekommene Winterkollektion von H&M, den täglichen Besuch im McDonald‘s und der wöchentliche Besuch im Kino… Das alles brauche ich doch, oder? Kurz und bündig Von Kauf- und Konsumsucht spricht man, wenn eine Person zwanghaft Dinge und Sachen kaufen bzw. konsumieren muss und keine Kontrolle mehr über ihr Kaufverhalten hat. Kaufsüchtige stehen vor dem Einkauf oftmals unter grosser Anspannung und fühlen sich dann nach dem Kauf erleichtert und glücklich. Während die meisten Menschen ihr Kaufverhalten kontrollieren können – also beispielsweise Preisvergleiche ziehen oder grosse Anschaffungen zunächst abwägen – entwickeln Kaufsüchtige einen inneren Zwang, immer wieder unnötig kaufen zu müssen. Dadurch gehört die Kauf- und Konsumsucht zu den nicht stoffgebundenen Abhängigkeiten. Den Angehörigen von Betroffenen fällt die Kaufsucht meist erst spät oder gar nicht auf, da Kaufen gesellschaftlich akzeptiert ist. Der Kaufrausch tritt oft phasenweise auf. Viele bevorzugen jedoch gewisse Zeiten, so wie z.B. den Schlussverkauf, den Sonderverkauf oder die Vorweihnachtszeit, um ihrer Kaufsucht nachzugehen. Manche Betroffene können sich aber mitunter nicht mehr zurückhalten. Sie müssen dauernd kaufen. Wird der Kauf verhindert, kommt es zu Entzugserscheinungen in Form von Herzrasen, Schweissausbrüchen oder innerer Unruhe und Nervosität. Wer sind die Betroffenen? Kaufsucht ist ein weit verbreitetes Phänomen, welches in allen Bevölkerungs-, Einkommens- und Bildungsschichten vorkommt und sowohl Frauen als auch Männer betrifft. Das Alter spielt dabei keine Rolle. Jüngere Konsumenten sind dabei etwas stärker kaufsuchtgefährdet als ältere, Frauen stärker als Männer. Insgesamt geht man davon aus, dass etwa 10% der Gesamtbevölkerung als kaufsüchtig bezeichnet werden kann. Grundsätzlich sind Menschen, welche häufig im Internet kaufen, dreimal so häufig von Kaufsucht betroffen, als Menschen, die nie online shoppen. Einen Zusammenhang gibt es auch zwischen Kaufsucht und bargeldlosem Zahlen. Personen, die bargeldlos bezahlen, sind sogar viermal so häufig von Kaufsucht betroffen, als solche, die bar bezahlen. Was wird gekauft/konsumiert? Fast alle kaufsüchtigen Leute spezialisieren sich auf bestimmte Produkte und Kaufumgebungen (z.B. Billigeinkauf von Lebensmitteln im Supermarkt, Einkauf von Kleidung in teuren Boutiquen, Bestellung von Haushaltswaren in Katalogen etc.). Frauen scheinen sich dabei mehr auf Kleidung, Schuhe, Kosmetika, Schmuck, Lebensmittel und Bücher zu verlegen, Männer kaufen eher technische und modische Accessoires, technische Geräte, Sportgeräte etc. – insgesamt eher „Prestige-Objekte“. Manche Kaufsüchtigen kaufen nur heruntergesetzte Waren, bei manchen entscheidet die Gemütslage, welche Art von Produkten gekauft wird (ein Pelz zum Kuscheln, ein Buch, um sich zurückzuziehen usw.). Allen gemeinsam ist, dass die gekauften Gegenstände oft unausgepackt in der Wohnung gelagert oder gar weggeworfen werden. Jugendliche investieren am meisten Geld in Handys, Bekleidung, modische Accessoires und Ausgehen. Risiken und Folgen Die Risiken und Folgen von Kauf- bzw. Konsumsucht sind vielfältig und kommen meist in Kombinationen vor. Überschuldung Handys, auf Kredit gekaufte Elektronikgeräte oder teure Kleidung führen immer mehr Jugendliche und junge Leute in die Schuldenfalle. Gerade in der Zeit der neuen Medien werden viele dazu verleitet, sich Geräte anzuschaffen, die unter normalen Umständen in diesem Umfang gar nicht notwendig wären. Ob nun ein Smartphone, MP3-Player oder ein iPhone, das Angebot und die Nachfrage nach diesen Geräten sind ungebrochen. Soziale Isolation In der Regel geht die Kaufsucht mit einem grossen Schamgefühl der Betroffenen einher. Wenn das Glücksgefühl des Einkaufens verebbt, schleicht sich meist ein Gefühl von Schuld und Reue ein. Zudem wächst in den Betroffenen auch immer die Angst, dass nahestehende Personen von ihrem Problem erfahren könnten. Dies führt häufig zu einem sozialen Rückzug, Stress und nicht selten zum Bruch mit der Familie oder den Freund:innen. Starke persönliche und soziale Probleme 90 Prozent der Kaufsüchtigen leiden an mindestens einer weiteren (psychischen) Erkrankung wie beispielsweise Depression oder erhöhtem Alkohol-und Beruhigungsmittelmissbrauch. Tipps für dein Kauf- und Konsumverhalten Erstelle eine Inventarliste und kaufe nur was du wirklich brauchst Viel zu oft lässt man sich durch Sonderangebote oder Schlussverkäufe dazu hinreissen, das 33. T-Shirt zu kaufen, obwohl man sich schon beim letzten T-Shirt geschworen hat, dass es das letzte ist. Am besten machst du dir vor dem Einkaufen jeweils eine Liste mit Sachen, die du wirklich brauchst bzw. Dinge, die du hast. Die Wahrscheinlichkeit, dass ungeplante Einkäufe getätigt werden, wird geringer. Vermeide Internetkäufe/bargeldlose Käufe Es ist bewiesen, dass kaufsüchtige Menschen online dreimal so häufig einkaufen als offline. Woran das liegt? Online ist das Kaufvergnügen zu jeder Zeit verfügbar und nur einen Klick von dir entfernt. Aber Vorsicht, durch das bargeldlose Bezahlen verliert man schnell den Überblick über die Finanzen und der Kontostand geht gegen Null. Behalte deine Ausgaben im Blick Um die Übersicht über deine Ausgaben nicht zu verlieren gibt es zahlreiche Apps, die dir dabei helfen. So kannst du schnell und einfach auf einen Blick deine Ausgaben und Einnahmen abrufen und sehen wofür du wie viel Geld ausgibst. Eine einfache App dazu findest du hier. Lass dich nicht von vermeintlichen gratis Angeboten blenden Vorsicht vor dem Wörtchen „gratis“! Das wird im Marketing sehr häufig eingesetzt – und es funktioniert fast immer. Viele Anbieter verschenken vermeintlich Dinge, damit die Kunden im Geschäft ordentlich zuschlagen. Oft wird ein „Gratis“-Produkt bei einem Einkauf als Bonus obendrauf gelegt. Dies meist aber nur ab einem bestimmten Einkaufswert. Setz dir ein Limit Falls du zukünftig auch Geld sparen möchtest, wäre es ratsam, wenn du dir ein Limit setzen würdest. So hättest du nicht nur Kontrolle darüber, wieviel Geld du ausgibst, sondern könntest gleichzeitig versuchen das Limit so zu setzen, dass am Ende der Woche/des Monats noch Geld für dein Sparschwein übrig bleibt. 30-Tage Regel Warte doch einfach 30 Tage ab, um dir das Ganze nochmals zu überlegen. Will ich das wirklich haben? Wenn du es dann immer noch haben möchtest, kannst du es dir dann kaufen. Ganz oft finden wir bestimmte Sachen nur für einen Moment toll und am nächsten Tag ist es gar nicht mehr so wichtig. Deshalb lieber einmal abwarten ? Entscheidungsschwierigkeiten? Wenn man sich nicht entscheiden kann, darf man auch mal mehrere Stücke zur Auswahl mitnehmen, und dann nur höchstens eines behalten. Ist man der Kaufatmosphäre nämlich erst einmal entkommen, lässt der Glanz der Stücke ganz schnell nach. Alternativen zum Shopping finden Welche Tätigkeit ruft bei dir sonst noch Glücksgefühle hervor? Sport treiben, deine Freund:innen treffen, einen Spieleabend veranstalten? Finde für dich raus, was dir gut tut ohne dass du dafür was zahlen musst. Die YouTuber Oliver & Yannick haben hier noch spezielle Tipps für den Klamottenkauf in einem Video zusammengefasst: Häufige Fragen Ist Kaufsucht eine Krankheit? Bei Kaufsucht handelt es sich tatsächlich um eine Zwangs- bzw. Impulskontrollstörung, da die Betroffenen dem Drang einzukaufen nicht widerstehen können. Eine rationale Begründung für ihr Tun haben sie dabei nicht. Auch wenn die Konsequenzen negativ ausfallen, setzen sie ihr Verhalten fort. Entscheidend für die Diagnose einer Kaufsucht ist, dass die betroffene Person nicht kauft, um die Waren zu besitzen, sondern um Glücksgefühle durch den Kauf auszulösen. Der Betroffene ist sich seines sinnlosen Handelns durchaus bewusst und doch kann er sich nicht zusammenreissen. Wie wird Kaufsucht behandelt? Leute, die sich ihrer Sucht und den individuellen Ursachen bewusst sind, können manchmal aus eigenen Kräften eine Entwöhnung schaffen. Zunächst gilt es, die Ursachen wie ein unbefriedigendes Arbeitsumfeld oder eine schwierige Beziehung zum Partner oder zu den Eltern, zu beseitigen, dann verschwindet der Zwang meist von selbst. Hilfreich sind hierbei allerdings ergänzende Psychotherapien oder Selbsthilfegruppen. Dann muss sich der Betroffenen nicht alleine mit all seinen Problemen auseinandersetzen, sondern kann sich mit Gleichgesinnten austauschen. Doch auch schon einige simple Sofortmassnahmen können effektiv sein wie du unter Tipps für dein Kauf- und Konsumverhalten sehen kannst. Um mögliche Schulden wieder zu begleichen, empfiehlt sich der Gang zu einer Schuldnerberatung. Wie erkenne ich, ob ich selbst oder jemand anderes kaufsüchtig ist? Vor allem gilt es, sich selbstkritisch zu fragen, ob man zu den Kaufrausch-Betroffenen gehört. Typisch für eine Kaufsucht ist der ständige Drang, die Kaufhandlung zu wiederholen und regelmässiges Kaufen von Dingen, die man gar nicht benötigt. Nur die wenigsten Kleidungsstücke, welche die Betroffenen kaufen, werden auch getragen. Auch andere Gegenstände wie z.B. Elektronikartikel werden oftmals nicht einmal aus der Verpackung genommen. Bei Kaufsüchtigen löst das Kaufen euphorische Glücksgefühle aus. Sie kaufen ein, um kurzzeitig ihre Probleme zu vergessen. Kaufen verschafft Befriedigung und Beruhigung. Der Drang, einzukaufen ist unwiderstehlich. Es wird immer öfter, immer mehr und immer teurer gekauft. Kaufsucht steigert sich bis zum Verlust der Selbstkontrolle. Falls aufgrund Geldnot kein Kaufen möglich ist, entwickeln sich Entzugserscheinungen. Der Entzug äussert sich durch starke innere Unruhe, Aggressivität, Depressionen bis hin zu Erkrankungen. Kaufsüchtige kaufen ohne Rücksicht auf ihre finanziellen Verhältnisse. Die Folge ist eine immer höhere Verschuldung, die in den finanziellen Ruin führt und existenzbedrohend ist. Sind Frauen eher kaufsuchtgefährdet als Männer? Das stimmt tatsächlich. Frauen weisen deutlich höhere Anteile bei problematischem Kaufverhalten auf. Jede dritte Frau, jedoch nur jeder fünfte Mann, hat Probleme beim Kaufverhalten. Wie geht es den Betroffenen mit der Kaufsucht? Kaufsucht ist immer mit einem schlechten Gewissen und Schamgefühl verbunden. Die Betroffenen fühlen sich elend, weil sie vielleicht wegen der Einkäufe kein Geld mehr für den Urlaub haben, das Sparbuch auflösen oder sich sogar in fremden Geldtaschen bedienen. Die finanziellen Konsequenzen reichen von einem dauernd überzogenen Konto bis zur Verschuldung in Millionenhöhe. Doch viel schlimmer ist in vielen Fällen die Einengung und Vereinsamung. Probleme, die zur Sucht geführt haben, verschlimmern sich noch. Aus Verzweiflung verstärkt sich die Flucht in den Kaufrausch. Es ist ein ewiger Teufelskreis. Sind Frustkäufe schon Kaufsucht? Jeder kennt das: Nach dem Ärger mit dem Freund/der Freundin oder mit den Eltern geht man in den nächstbesten Laden und gönnt sich etwas.vSolche Frustkäufe, auch als „kompensatorische Käufe“ bezeichnet, haben psychisch die Funktion, Defizite wie Frustrationen kurzfristig auszugleichen und Problemen auszuweichen. Dies kann sogar ganz bewusst geschehen und ist grundsätzlich eine normale und funktionale Strategie für die Psyche. Schliesslich wäre der Mensch überfordert, jedes Problem sofort anzugehen. Gefährlich wird es jedoch, wenn solche Defizite regelmässig durch Käufe überwunden werden und der Frustkauf zur Gewohnheit wird. Das Problem, vor dem ausgewichen wird, kann dann nicht mehr nur ein vorübergehendes sein, sondern liegt in der Regel einer Selbstwertschwäche zugrunde, welche sehr unterschiedliche Ursachen haben kann. Warum wird man kaufsüchtig? Dem Kaufzwang liegt eine Persönlichkeitsstörung zugrunde, die durch ein vermindertes Selbstwertgefühl gekennzeichnet ist. Negative Gefühle und Frustrationen sollen dabei verdrängt werden. Eine solche Selbstwertschwäche entsteht durch eine Vielzahl von seelischen Verletzungen und Defiziten, die sich im Laufe eines Lebens ansammeln. In vielen Fällen handelt es sich um tiefer verwurzelte Probleme, die sich bei Betroffenen im unkontrollierten Kaufen von Waren und Dienstleistungen äussert. Oft sind es aber auch besondere Schlüsselereignisse wie Scheidung, der Tod eines Angehörigen, Umzug oder Arbeitslosigkeit, die Menschen aus der Bahn werfen und in eine Kaufsucht treiben. Was alle Betroffenen vereint, sind belastende Gedanken und Gefühle, Frustration oder Einsamkeit, die durch den Erwerb von Konsumgütern verdrängt werden sollen. Doch auch die Gesellschaft ist Ursache: Der Konsum spielt eine zentrale Rolle und wird gesellschaftlich anerkannt. Durch Werbung werden wir zur Kompensation und Problemlösung mit Hilfe von Gütern erzogen. Die kontrollierte Kaufsucht gilt als Normalität, während andere Süchte wie Nikotin- oder Alkoholsucht gesellschaftlich diskriminiert werden. Wie verläuft Kaufsucht? Der Ablauf scheint immer der gleiche: In der betroffenen Person wächst nach und nach das Gefühl eines inneren Zwangs. Nichts anderes kann sie mehr befriedigen. Schliesslich muss sie diesem Drang nachgeben, und zwar mit immer häufigeren und immer teureren Gütern. Kann der Kaufsüchtige nicht mehr kaufen, kommt es zu Beschwerden oder Entzugserscheinungen. Diese können sowohl körperlich als auch psychisch eintreten. Wofür geben Jugendliche Geld aus und wie fällen sie ihre Kaufentscheidung? Jugendliche geben ihr Geld vor allem für Kleidung, Schmuck, Kosmetika, Freizeitaktivitäten, Suchtmittel und Kommunikation per Handy oder Internet aus. Wichtig für die Kaufentscheidung ist vor allem gut bei der eigenen Clique anzukommen. Doch auch das Preis-Leistungsverhältnis spielt eine grosse Rolle und ob es sich bei dem gekauften Artikel um ein Markenprodukt handelt oder nicht. Manche versuchen auch, über den Konsum von Gütern ihre sozialen Bedürfnisse nach Liebe, Zuneigung und sozialer Anerkennung zu stillen. Der eigene Status soll aufgewertet werden, indem teuer und exklusiv erscheinende Markenartikel erworben werden, die dann zur Schau gestellt werden. Was versteht man unter „Fast Fashion“? Jugendliche haben so viel Geld zur Verfügung wie noch nie. Beim Shopping gilt der Trend „Fast Fashion“ – also viel Erwerben für schnelles Geld. Auf Qualität und die Produktionsbedingungen wird dabei eher weniger geachtet; entscheidend ist vor allem der Preis. Hilfe/Unterstützung in Liechtenstein Für die Bevölkerung in Liechtenstein gibt es Möglichkeiten ein Informationsgespräch, Suchtberatung oder Suchttherapie in Anspruch zu nehmen. Zum Teil sind diese Angebote anonym und kostenlos nutzbar. Die Angebote sind für direkt Betroffene und für Angehörige (z.B. Eltern oder Partner:innen) zugänglich: Suchtberatung Du brauchst Unterstützung? Nimm ein Informationsgespräch, eine Suchtberatung oder Suchttherapie in Anspruch. helpchat.li Belastet? Angespannt? Bedrückt? Niedergeschlagen? Angstgefühle? Schreibe dein Anliegen oder Problem auf Helpchat. Links Wenn du deine eigenen Kaufgewohnheiten checken willst, bist du auf dieser Seite genau richtig: Selbsttest Du hast das Gefühl, dein Kauf- und Konsumverhalten könnte problematisch sein? Dann wende dich doch an eine Selbsthilfegruppe, um dich mit anderen auszutauschen: Selbsthilfegruppen Du hast Schulden und weisst keinen Ausweg mehr? Hilfe erhältst du von der Schuldenberatung: Schuldenberatung Allgemeine Infos zum Thema Geld inklusive Budgetplaner findest du hier: Hesch no Cash? 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